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Gift der Frösche

in Vorsichtsmaßnahmen bei Giftfeilfröschen 26.07.2009 21:23
von deezeedevil • 25 Beiträge

Gift

Wenn man sich mit Pfeilgiftfröschen befaßt, kommt man natürlich um das Thema Gift nicht herum.
Obwohl das Gift namensgebend für die ganze Gattung der Dendrobatidae ist (neben Namen wie Färberfrösche, Blatt- oder Baumsteigerfrösche), gibt es eigentlich nur 3 Arten, die so giftig sind, dass sie von einigen Indianerstämmen Kolumbiens, den Stämmen der Choco-Indianer, zur Herstellung ihrer Blasrohrpfeile verwendet werden: Phyllobates aurotaenia, Ph. bicolor und Ph. terribilis.
Diese Arten produzieren auf ihrer Haut das Alkaloid Batrachotoxin, eine Substanz, die zu den wirksamsten Giften überhaupt gehört.



Wie folgende Tabelle zeigt, gibt es wahrscheinlich nur 3 Substanzen, die noch giftiger sind als Batrachotoxin:

Vergleich einiger bekannter Gifte
Giftstoff Herkunft MLD # in µg/kg Verbindungstyp
Botulinustoxin Bakterien (Clostridium botulinum) 0,00003 Peptid
Palytoxin Hohltiere 0,15 Polyether
Cobratoxin Giftschlangen, Kobra (Naja naja) 0,3 Peptid
Batrachotoxin Phyllobates terribilis 0,8 Alkaloid
Ricin Ricinuspflanze (Ricinus communis) 6 Peptid
Epibatidin Epipedobates tricolor 40-80 Alkaloid
Amanitin Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) 100 Peptid
Acotinin Blauer Eisenhut (Acontium napellus) 150 Alkaloid
Samandarin Salamander (Salamander maculosa) 300 Steroid
Bufotoxin Kröte (Bufo vulgaris) 390 Steroid
Curare Liane (Strychnos toxifera) 400 Alkaloid
Natriumcyanid Industriechemikalie 10000 Cyanid
# minimale letale Dosis
aus:
-Römpps Chemie-Lexikon, Frankhsche Verlagshandlung Stuttgart
-G. G. Habermehl: Gift-Tiere und ihre Waffen, Springer-Verlag

Die größte Menge des Giftes produziert der "schreckliche Pfeilgiftfrosch", Phyllobates terribilis. Er besitzt auf seiner Haut genug Batrachotoxin um 20 000 Mäuse oder aber 10 erwachsene Menschen zu töten. Dennoch braucht man sich als Terrariener normalerweise keine Gedanken zu machen. Die Tiere, die wir in unseren Terrarien haben, sind Nachzuchten und damit ungiftig. Selbst Wildfänge verlieren in Gefangenschaft nach 6 - 12 Monaten ihre Giftigkeit. Warum das so ist, ist meines Wissens noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit geklärt. Daly et al. (1) zeigten aber 1994, dass sich Alkaloide, die Dendrobates auratus über das Futter verabreicht werden, sich in der Haut der Tiere anreichern. Stellt man die Verfütterung der Alkaloide ein, halten sich die untersuchten Gifte bei dieser Art noch bis zu 4 Jahre in der Haut, da die Tiere bei der täglichen Häutung ihre alte Haut fressen. Auch bei anderen Pfeilgiftfroscharten funktionierten diese Fütterungsveruche selbst mit Nachzuchttieren, die vorher völlig ungiftig waren. Aus welchen Insekten die Frösche in der Natur ihre Gifte beziehen, ist aber noch nicht erforscht.
BatrachotoxinDie verschiedenen Froscharten besitzen auch nicht nur ein Gift sondern immer ein Gemisch von verschiedenen Substanzen. So hat man in Ph. aurotaenia bisher 4 verschiedene Alkaloide unterschiedlicher Giftigkeit gefunden, in Dendrobates histrionicus sogar 10.

Die eigentliche Funktion der Gifte von Amphibien ist der Schutz gegen Bakterien und Pilze, die auf der immer feuchten Haut ansonsten optimale Wachstumsbedingungen vorfinden würden. Die jeweiligen Hautgifte wirken besonders gut gegen die Erreger, die im Biotop der jeweiligen Amphibienart vorkommen. Im Laufe der Evolution haben einige Arten dermaßen wirksame Gifte entwickelt, dass sich ein zweiter Vorteil ergab: die Abschreckung von Fressfeinden. Gleichzeitig entwickelten diese Arten grelle Warnfarben, meist gelb, rot oder orange, die den Feinden signalisieren "Vorsicht, ich bin ungenießbar". Schlangen, die einmal einen Pfeilgiftfrosch im Maul haben, spucken ihn augenblicklich wieder aus, und reiben ihr Maul an ästen oder anderen Gegenständen, um den brennenden Geschmack wieder loszuwerden. In Zukunft machen sie einen Bogen um Tiere mit ähnlichen Warnfarben. Ein Bekannter, der in Französisch Guayana Dendrobates tinctorius mit der Hand berührte, berichtete von Schmerzen und Rötungen, die ähnlich sind wie die Symptome bei der Berührung von Brennesseln. Gefährlich wird es aber erst, wenn das Gift in die Blutbahn kommt.

Wirkungsweise

Batrachotoxin ist ein starkes Nervengift. Es verändert die Membrandurchlässigkeit der Muskel- und Nervenzellen für Natriumionen. Durch erhöhte Natriumkonzentrationen in den Zellen werden die Nervenimpulse blockiert, die normalerweise zur Entspannung der Muskulatur dienen, so dass der Muskel ständig angespannt bleibt. Dadurch treten fast schlagartig Muskel- und Atemlämung ein. Ein Gegenmittel ist nicht bekannt.

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